Hunger auf Kunst & Kultur

Mantel gehäkelt aus Draht
Mantel gehäkelt aus Draht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Er wünscht sich die Kleider des Himmels

 

Hätt‘ ich des Himmels bestickte Kleider,

Durchwirkt mit goldenem und silbernem Licht,

Die blauen, matten und dunklen Kleider,

Der Nacht, des Tags und des halben Lichts,

Ich legte sie zu deinen Füßen aus:

Doch ich bin arm, hab‘ nur meine Träume,

Die legte ich zu deinen Füßen aus,

Tritt sanft, du trittst auf meine Träume.

 

William Butler Yeats (1865-1939)


Ausgehend von der Initiative des Schauspielhaus Wien und der österreichischen Armutskonferenz wurde 2003 die Idee für "Hunger auf Kunst und Kultur" geboren. Solidarität ist der Kern der Aktion und der Gedanke dahinter ist erstaunlich einfach: Menschen in schwierigen Lebensituationen, oft am Rande unserer Gesellschaft lebend, erhalten einen Kulturpass und damit kostenlosen Eintritt in die teilnehmenden Kultureinrichtungen. 

Anlässlich des 5 Jahre Jubiläums dieser Initiative in Vorarlberg - mit großem Bemühen umgesetzt von der Vorarlberger Armutskonferenz, dem Theater Kosmos und der Suchtberatungsstelle "Die Faehre" - wurden 24 Symbolfiguren künstlerisch interpretiert und gingen nach der Ausstellung im Landhaus Bregenz auf die Reise in verschiedene Städte, Gemeinden, Himmelsrichtungen.

Wach sein füreinander, ein wesentlicher Faktor für Lebensfreude und Wohlbefinden aller Menschen. 



88 Töne für Christoph Schlingensief

Installationsansicht Theater Kosmos
Installationsansicht Theater Kosmos

Dekonstruktion eines Klaviers und seine Verwandlung

 

Das alte Klavier ist verstimmt, die Saiten in Disharmonie, seine Nähe verströmt Melancholie und Vergänglichkeit.

Dekonstruktion bedeutet nicht automatisch Zerstören, sondern Abbauen, Abtragen, sorgsames Zerlegen in Einzelteile und Entdecken von Unvorhersehbarem - Staunen – letztendlich Umwertung.

Die Komplexität des Instrumentes verwundert, verwirrt, schafft Chaos. In den Saiten herrscht Spannung - Verletzung und Scheitern drohen. Die kleinen Holzteile, Leder, Filz und Metalle verzaubern und ein produktiver Prozess der Umwandlung in eine neue Ordnung beginnt.

 

Die Arbeit umfasst 88 Objekte und diese möchten umverteilt werden, um die Vision von Christoph Schlingensief - das Operndorf in Burkina Faso - finanziell zu unterstützen.

Neben der Empörung gegen Neoliberalismus, Kürzungen der Entwicklungshilfe, Verschwendung der Ressourcen beschäftigt vor allem die Frage, die tiefe Ambivalenz auslöst und für Christoph Schlingensief in seinem Stück Via Intolleranza II zur zentralen Frage wurde:

 

‚Warum wollen wir ständig dem afrikanischen Kontinent helfen, obwohl wir uns selber nicht helfen können?‘


Projektbeschreibung

 

Im Fokus dieser Arbeit stehen das Klavier und seine Einzelteile bzw. das zentrale Thema der Umverteilung, neben dem Klimaschutz wohl das wichtigste Thema für unsere Zukunft. Die einzelnen Töne wurden mit den Tasten, den Saiten und den dazugehörenden Teilen in ihrer Ganzheit erhalten. Als Gegenposition zu den zarten Tönen verstehen sich die Kuben aus dem Holz des Klaviers. Diese robusten Holzkörper verbinden sich durch die Wahl der Materialien thematisch mit der Klaviatur als Hauptarbeit. Verletzungen, im übertragenen Sinn die Schnittstellen, sind teilweise mit Gaze umwickelt.

 

Die Ausstellung für Christoph Schlingensief fand im Oktober 2011 - ein Jahr nach seinem Tod - im Theater Kosmos in Bregenz ihren stimmigen Rahmen. Im Jänner 2013 konnte eine Fortsetzung des Projekts im Bildungshaus Batschuns realisiert werden.

 

Der gesamte Prozess wurde von mir fotografisch begleitet. Fünf s/w Fotografien vervollständigten die Arbeit.

 

Um für das Projekt die nötige Transparenz sicherzustellen, nahm ich Kontakt mit der Operndorf GmbH in Berlin auf. Unterstützung zum Ausstellungszweck wurde gerne durch Informationsmaterial zur Vision von Christoph Schlingensief in Form von Fotos, Foldern und Filmen über das Operndorf gewährt.

Seit der Grundsteinlegung des Operndorfs in Burkina Faso im Februar 2010 ist dies ein Ort interkultureller und künstlerischer Begegnungen und stetig gewachsen.

 

Die künstlerische Arbeit von Christoph Schlingensief weckt auf und berührt tief, seine Visionen könnten, vor allem heute, wegweisend sein.

 

 

Töne 1 - 12
Töne 1 - 12
Operndorf Ouagadougou (Burkina Faso), Architekt Francis Kéré
Operndorf Ouagadougou (Burkina Faso), Architekt Francis Kéré